Albtraum vor Weihnachten – Nach drei Jahren Pause gibt es „Fargo“ vom Feinsten (2024)

Eine Hausfrau räumt mit Killern auf

Albtraum vor Weihnachten – Nach drei Jahren Pause gibt es „Fargo“ vom Feinsten

Albtraum vor Weihnachten – Nach drei Jahren Pause gibt es „Fargo“ vom Feinsten (1)

Vordergründig brave Hausfrau: Dorothy (Juno Temple) heißt in Wahrheit ganz anders, und gibt sich – als ihr altes Leben sie einholt – nicht leicht geschlagen. Szene aus der fünften Staffel der Anthologieserie „Fargo“.

Quelle: Michelle Faye

Dorothy ist nur für die Familie da und ihre Schwiegermutter macht ihr das Leben schwer. Dann stehen eines Tages Vermummte auf der Veranda und sie wird gekidnappt. Wie in der schwarzhumorigen Thrillerserie „Fargo“ (ab 22. November bei Magenta TV) üblich, hat die nette Frau mit der Piepsstimme zwei Gesichter.

Dorothy Lyon wird Dot genannt, was ihre hausfrauliche Harmlosigkeit noch verstärkt. Sie heißt zwar gar nicht Dorothy, sondern Nadine, aber das war in einem anderen Leben. Als eine Komiteeversammlung über ein Herbstfestival zu einer wilden Prügelei gerät, bleibt die liebende Mutter und Ehefrau mit Töchterchen Scotty in der Schulaula als Einzige sitzen, so als wäre das alles nur Kino.

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Dot tasert versehentlich einen Polizisten

Als sie dann doch aufsteht und sich ihr jemand in den Weg stellt, greift sie erst ihn (es war Scottys Mathelehrer) und dann versehentlich noch einen Polizisten mit einer Elektroschockpistole an. So ist sie am Ende die Einzige, die nach dem üblen Massencatchen hinter Gitter kommt. Unglaublich.

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Aber wahr, wie Showrunner, Autor und Regisseur Noah Hawley auch bei der fünften Staffel der Serie „Fargo“ treuherzig versichert. Die Namen der Überlebenden seien auf deren Wunsch geändert worden, die Geschehnisse würden, das sei man den Toten schuldig, so wiedergegeben, wie sie passiert seien. Schon im mittlerweile fast legendären „Fargo“-Film der Coen-Brüder von 1996 stand das zu bezweifeln.

Juno Temple ist der Goldschatz der „Fargo“-Staffel

Der Anfang ist noch harmlos. Dot wird von Ehemann Wayne abgeholt, einem sanften, grundehrlichen Typen, der zu ihrem Ungemach wieder mal alles brühwarm seiner Mutter (Jennifer Jason Leigh) erzählt hat, einer mächtigen Strippenzieherin mit Abneigung gegen die Schwiegertochter. Als deren Haus ins Bild kommt, ertönt nicht von ungefähr Musik, als erfasste die Kamera Graf Draculas Schloss.

Juno Temple als Gattin mit untertäniger Micky-Maus-Piepse ist das Pfund, mit dem die erste „Fargo“-Staffel seit 2020 wuchern kann. Die Britin, die zuletzt in der Fußball-Feelgood-Serie „Ted Lasso“ (2020–2023) die herzensgute Keeley spielte, hat auch hier das Herz auf dem rechten Fleck.

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Aus der Entführung erwächst heilloses Chaos

Als aber plötzlich Vermummte auf der Veranda stehen, um sie zu entführen, zeigt sie nicht etwa Furcht, sondern erstaunliche Überlebensreflexe. Mit einem Wollknäuel und einer Spraydose macht sie den Angreifern das Angreifen schmerzensreich, und der schwarze Humor, Kennzeichen dieser Thrillerserie, tanzt Twist im ländlichen Minnesota.

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Von nun an ist in „Fargo“ wieder das Unerwartete das Erwartbare. Fahren die Kidnapper bei Nacht an den Rücklichtern eines parkenden Autos vorbei, wird im Rückspiegel sofort das blauweißrote Gefunkel eines Polizeiautos daraus. Aus einer Auftragsentführung erwächst schon bald ein heilloses Chaos.

Zu allem Unglück hat der Auftraggeber, ein böser, viriler „Das Gesetz bin ich“-Sheriff namens Roy Tillman (Jon Hamm) auch noch einen nichtsnutzigen Sohn und Deputy (Joe Keery), der schlimmer macht, was schlimm genug ist.

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Hawley spielt reizvoll mit dem Übernatürlichen

Die thrillende Köstlichkeit spielt zu Halloween, die kleinen Geister rüsten sich zum „Trick or Treat“-Mummenschanz. Und hier spielt Hawley in seinem Albtraum vor Weihnachten reizvoll mit dem Übernatürlichen. Man sieht Ziegenbock, Klauenbaum und Werwolfsmond und hört Musik, die an John Carpenters „Halloween“ (1978) erinnert.

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Jener Kidnapper, der das erste Aufeinandertreffen mit Dot überstand, ähnelt frappierend einem „Sündenesser“, der anno 1522 nach walisischer Tradition das Konto der Übeltaten seines verstorbenen Landlords übernahm. Sam Spruell spielt diesen Ole Munch als Mix aus Anton Chigurh, dem Killer aus dem Coen-Brüder-Thriller „No Country for Old Men“ (2007) und Frankensteins ungeschlachtem und einsilbigem Monster.

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Nach den nur drei (von zehn) vorab zur Ansicht gewährten Folgen ist man jedenfalls in „Fargo“-Laune wie seit der ersten Staffel nicht mehr. Im Maskenfest glauben die Bösewichte aus North Dakota unerkannt ein zweites Mal zuschlagen zu können. Und als aus einem schwarzen Lieferwagen ein Unhold mit Jack-Skellington-Maske winkt und aus dem Telefonhörer Tillmans Stimme leise Chuck Berrys „Nadine“ singt – „Nadine, honey, is that you“ –, kann einem bange werden.

Nicht um Nadine, denn die ist aus anderem Holz geschnitzt als Dot, und hat zudem einen mit Nägeln gespickten Baseballschläger, um den sie selbst Negan aus „The Walking Dead“ beneiden würde.

Man sorgt sich um die Schurken, die ja keine Ahnung haben, dass sie Schurken in „Fargo“ sind.

„Fargo“, Staffel 5, zehn Episoden. Von Noah Hawley, mit June Temple, Jon Hamm, Sam Spruell, Jennifer Jason Leigh, Joe Keery, David Rysdahl, Lamorne Morris, Richa Moorjani, Dave Foley, Jessica Pohly, Sienna King (ab 22. November bei Magenta TV)

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Author: Annamae Dooley

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