Fargo Staffel 5: Die Hauptdarsteller sind begeistert (2024)

„Es gibt eine natürliche Ordnung der Dinge. Diese natürliche Ordnung steckt uns in den Genen. Jesus war ein Mann und nicht eine bärtige Lady. Genauso wie das Wasser den Berg hinunterfließt, ist ein Mann der Kopf seiner Familie. Ihm untergeordnet ist seine Frau“: Zu den getragenen Klängen von Jeff Russos „Orchestra for Nikki“ trägt Sheriff Roy Tillman im Sattel seines Pferdes sein Glaubensbekenntnis in der fünften Staffel der Serie „Fargo“ vor. Es dauert nicht lange, bis dieser von Jon Hamm gespielte Prediger und Gesetzes­hüter den Zuschauern seinen Hintern präsentiert, während er den angereisten FBI-Deputies aus dem Badezuber heraus klar macht, dass er hier das Gesetz ist – und sonst niemand.

„Viele werden denken, er ist der Coolste“

Hamm spielt diesen Sheriff im „Yellowstone“-Costnerschen Sinne als Vertreter der Post-Trump-Ära in den USA. Der „Mad Men“-Star schafft das sehr überzeugend, fast liebenswert. „Mit Don Draper würde ich sagen: Ich möchte den Charakter nicht beurteilen, so wie ich ihn spiele. Roy ist ein dunkler Held. Viele, die ‚Fargo‘ sehen, werden denken, er ist der Coolste. Aber ich weiß nicht, ob ich das unterschreiben würde. Manche halten ja auch Richard III. für einen unwiderstehlichen Charakter oder mögen Darth Vader.“

Fargo Staffel 5: Die Hauptdarsteller sind begeistert (1)

Allein die verführerische Bosheit von Roy Tillman macht die fünfte Staffel von „Fargo“ sehenswert. Aber es ist ein anderer Schritt des Produzenten, Regisseurs und Autors Noah Hawley, der die neuen Folgen auszeichnet: Er übergibt den Frauen die Macht. Die Macht übers Geld, wie der von Jennifer Jason Leigh mit kühlem Kalkül gespielten Lorraine Lyon, bei der das halbe Land in der Kreide steht und die deshalb als „Queen of Dept“ über Justizminister ebenso verfügen kann wie über ihren anständigen Sohn Wayne (David Rysdahl), der nur einen großen Fehler hat: Er ist verheiratet mit Dorothy (Dot) Lyon (Juno Temple). Sie ist von der ersten Sekunde an der Hauptcharakter, als sie zu den Klängen von Yes’ „I’ve seen all good people“ ihre Tochter vor der Schlägerei ei­ner aus dem Ruder gelaufenen Schuldiskussion schützen will, bevor sie den Mathelehrer und dann den örtlichen Polizisten mit einem Elektroschocker verletzt. Ein dummer Zufall, will sie den Polizisten auf der Wache weismachen. Ob ihre Daten jetzt auch im Polizeicomputer landen, fragt sie voller Bange. Das hat, wie wir uns denken können, seinen Grund.

„Niemand darf je ihr Geheimnis erfahren“

Juno Temples Figur schaltet innerhalb einer Sekunde von unschuldig und ahnungslos zu wehrhaft und gerissen und wieder zurück. Ihr Ekel vor der Maschinenpistole, die ihre Schwiegermutter auf dem gestellten Weihnachtsbild jedem Familienmitglied in die Hand drücken lässt, ist echt. Wie sie zwei Eindringlingen in ihrem Haus eine Falle stellt und sie zunächst mit brennendem Haarspray abwehrt, zeigt, dass sie Gewalt zu begegnen weiß. Sie wird trotzdem entführt, kann entkommen und rettet einem Polizisten durch den Einsatz von Eiswürfeln das Leben. Ihrem Gatten macht sie, als sie mit blutigen Füßen heimkehrt, klar, sie habe nur einmal kurz eine Auszeit gebraucht. Als ihre Schwiegermutter ihr wahres Gesicht zeigt und sie mit Geld aus der Familie komplimentieren will, lautet Dots Credo: „Ich bin nicht durch sechs Höllen gegangen, um mir jetzt mein Leben nehmen zu lassen.“

Für Juno Temple stellt die Rolle dieser „Dot“ den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere dar. „Man hofft immer, dass ei­nem so etwas wie ‚Fargo‘ passiert“, sagt sie im Gespräch, „ich war so aufgeregt wie an meinem ersten Drehtag überhaupt. Das ist hochattraktives Kino. Für mich war es interessant, das Leben durch Dots Augen zu sehen. Der Akzent aus Minnesota hilft ihr dabei. Sie hat keine Wahl. Niemand darf je ihr Geheimnis erfahren. Sie ist die größte Hure und gleichzeitig die am meisten liebende Mutter. Sie benutzt buchstäblich alles zur Verteidigung ihres geliebten Lebens. Ich persönlich kann sie da total verstehen.“ Fargo sei „ein Instrument. Eine Reise in die Welt von Gewalt und Dunkelheit. Du lernst eine Menge Angst machende Dinge über Amerika, aber auch über seine Schönheit. Freundschaften werden in diesen dunklen Zeiten noch wichtiger.“

„Davon geträumt, aber nicht damit gerechnet“

Für Jennifer Jason Leigh ist der Jackpot „Fargo“ womöglich noch größer. Mit der Oscarnominierung für ihre Rolle in „The Hateful Eight“ schien sie auf dem Zenith. Doch nun kommt Lorraine Lyon. Sie habe „davon geträumt, aber nicht damit gerechnet“, sagt sie. Sie habe alle Staffeln von Fargo gesehen, sei ein Fan der Coen-Brüder (die diesmal nicht ans Set kamen) und schätze die Tiefe der Charaktere. „Ich wollte Noah (Hawley) vom ersten Tag an nicht enttäuschen. Du konntest ihn aber auch alles fragen. Manchmal war das wie in der Schule, und er hat dir geduldig alles erklärt. Niemand kennt ,Fargo‘ so genau wie er. Schließlich hat er die Serie geschaffen.“

Fargo Staffel 5: Die Hauptdarsteller sind begeistert (2)

Da sei ein Grundton in „Fargo“, „der ist lustig trotz aller Verrücktheiten oder Grausamkeiten. Die dort verhandelten Dinge lassen mich nie unberührt.“ Nebenbei sei es eine „Bestandsaufnahme, wie Amerika gerade tickt.“ Lorraine ermöglichte es ihr, sagt Jennifer Jason Leigh, „so richtig laut und gemein zu sein. Sie hat vor niemandem Angst, kann über jeden urteilen, weil sie jede Menge Informationen und Macht hat. Dazu kommt, dass sie keine Angst vor dem Tod hat und sich unverwundbar fühlt. Sie denkt immer, sie ist der schlaueste Mensch im Raum, und tatsächlich weiß sie genau, wie man Menschen zerstört.“

Am Set freundeten sich die beiden Hauptdarstellerinnen miteinander an. Sie schätze die „starken Frauencharak­tere“, die Jennifer Jason Leigh schon immer verkörpert habe, sagt Juno Temple. Die Szenen mit ihr seien „voller Geheimnisse und Humor“ gewesen. Sie habe der Kollegin „bedingungslos vertrauen“ können: „Das war fast wie einer Mutter-Kind-Beziehung.“

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Da wird selbst ein gestandener Comedian wie Dave Foley, der in Amerika Kultstatus genießt, zur Randfigur – in diesem Fall zur bösen Anspielstation seiner machtbesessenen Chefin. „Ich habe in ,Fargo‘ nur Macht aus zweiter Hand von einem weiblichen Boss. Zugehörigkeit und Tod sind die beiden entscheidenden Themen dieser Staffel“, sagt Foley und meint, dass in jeder „Fargo“-Figur Comedy stecke. „Wir alle versuchen, Komödie und Drama unter einen Hut zu bringen.“ Das gelingt nicht immer, und Foley weiß das. „Schlechte Zeiten für die Welt“, sagt er, „sind gute Zeiten für uns Comedians. Komödie ist ein Fluchtpunkt, und wir Comedians werden manchmal zur Stimme der Vernunft. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir lieber gute Zeiten für die Menschen und schlechtere für die Comedians wünschen.“

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Einstweilen sind es gute Zeiten für die Fans von „Fargo“, für die Sam Spruell als Killer Ole Munch einen Antagonisten spielt, wie man sich ihn versteinerter nicht vorstellen kann. Das Schlusswort gehört wieder Jon Hamm: „Gesetze müssen eingehalten werden. Eine Gesellschaft braucht Gesetze, und wir brauchen die Menschen, die sie durchsetzen. Aber das muss alles gerecht und gleich geschehen. Davon waren die USA in den letzten Jahren oft weit entfernt.“ Wofür der von Hamm gespielte Sheriff steht, werden wir sehen.

Die neue Staffel von Fargo läuft auf Magenta TV.

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