Fargo: Kritik zum Finale der erfreulich starken Staffel 5 (2024)

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Von: Bjarne Bock

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Zehn neue „Fargo“-Folgen haben uns serientechnisch gut durch den Winter gebracht. Aber ist der fünften Staffel auch ihr Finale geglückt? Wie ist der Krimi mit Juno Temple, Jon Hamm und Jennifer Jason Leigh zu Ende gegangen?

Dass bei Anthologieserien die Qualität je nach Geschichte und neuem Cast deutlich schwanken kann, weiß jeder erfahrene Serienjunkie. Doch beim FX-Format Fargo, vor zehn Jahren gestartet mit der sensationellen Auftaktstaffel, war im Lauf der Zeit ein ziemlich stabiler Abwärtstrend zu beobachten. Viele Fans haben bei Season vier mit Chris Rock im Herbst 2020 gar nicht mehr eingeschaltet. Doch nun haben wir ein starkes Comeback der Hommage an den oscarprämierten Coen-Brothers-Streifen von 1996 erlebt.

Staffel fünf schien von Beginn an vielversprechend, wie man hier noch mal in unserer Kritik zum Auftakt nachlesen kann. Serienschöpfer und Showrunner Noah Hawley (auch bekannt für Legion) hat diesmal vor allem beim Cast auf die richtigen Pferde gesetzt. Juno Temple (Ted Lasso) spielt eine Heldin, die jede Menge Spaß garantiert. Emmypreisträger Jon Hamm (Mad Men) ist derweil als Schurke mit von der Partie, der Akzente mit viel politischer Relevanz setzt.

Und dann ist da noch Jennifer Jason Leigh (Atypical) als etwas komplexere Figur, die die Karten immer wieder neu mischt und damit für fortdauernde Spannung sorgt. Ebenfalls im Ensemble: Joe Keery (Stranger Things), Lamorne Morris (New Girl), Richa Moorjani (Never Have I Ever), David Rysdahl („Oppenheimer“), Youngster Sienna King (Under the Banner of Heaven) und Sam Spruell („Snow White and the Huntsman“) sowie der Komiker Dave Foley (Young Sheldon, Dr. Ken).

Die 5. „Fargo“-Staffel startet mit viel Schwung

Was bei „Fargo“ schon immer am meisten Spaß gemacht hat, war der langsame Einstieg in die vermeintlich heile Welt von Minnesota, wo alle Menschen nett zu sein scheinen, bis finstere Schatten und Blut den weißen Schnee beflecken. Die tragisch naive Hauptfigur kennenzulernen, die sich mit Bösewichten anlegt, die mehr als nur eine Nummer zu groß für sie ist, verheißt spannende Entwicklungen, durch die die Charaktere oft sich selbst und uns als Publikum überraschen.

In Staffel drei und Staffel vier waren diese unbescholtenen Bürger:innen aus dem ganz normalen Leben weniger zentral platziert - falls überhaupt existent -, während Staffel eins mit Lester Nygaard (Martin Freeman) und Staffel zwei mit Ed und Peggy Blumquist (Jesse Plemons und Kirsten Dunst) echte Prachtexemplare davon zu bieten hatten - vielleicht hat genau das den Unterschied gemacht, was die Gesamtqualität angeht.

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Und wie sieht es mit Staffel fünf in diesem Punkt aus? Hier haben wir es in Person der kleinen Hausfrau Dot Lyon (Temple) mit einem Spezialfall zu tun, denn sie erfüllt zwar einerseits die Funktion des arglosen Kätzchens, birgt aber ein zweites Gesicht als gefährliche Tigerin. Sie hat nämlich eine gewisse Vergangenheit und dadurch ein paar besondere Fähigkeiten, von denen weder ihr lieber Ehemann Wayne (Rysdahl) noch ihre bestens informierte Schwiegermutter Lorraine (Leigh) etwas geahnt haben.

Fargo: Kritik zum Finale der erfreulich starken Staffel 5 (2)

Interessant ist bei Dot auch, dass sie trotz ihrer geheimnisvollen Vergangenheit, von Anfang bis zum Ende eine klare Heldin bleibt. Das sorgt dafür, dass die zwei Gesetzeshüter:innen diese Staffel, Witt Farr (Morris) und Indira Olmstead (Moorjani), peinlich tatenlos an den Seitenrand verdrängt werden. Gleichzeitig ergibt sich die Schwarz-Weiß-Malerei bei Dot vor allem aus ihrer Beziehung zu dem extrem verabscheuungswürdigen Sheriff Roy Tillman (Hamm).

Für etwas mehr moralische Komplexität kann man sich dessen innerlich zerrissenen Sohn Gator (Keery) ansehen, der eigentlich der einzige Charaktere in der Staffel ist, der eine Entwicklung hinlegt. Ansonsten fungieren aber auch Lorraine und ihr Handlanger mit dem wunderbaren Namen Danish Graves (Foley) als Joker in dem Spiel, da ihre Loyalitäten nicht sofort ersichtlich scheinen. Der Sündenesser Ole Munch (Spruell) ist hingegen ein ganz eigenes Individuum. Er sorgt die meiste Zeit für Verwirrung und Verdruss, wobei das Finale hier einiges retten kann...

Wie hat das Finale der 5. „Fargo“-Staffel funktioniert?

Nach dem schwungvollen Start in die Staffel, bei dem vor allem Dot mit ihren „Home Alone“-Streichen für viel Freude sorgt, verirrt sich das Skript von Noah Hawley zur Mitte hin ein bisschen. Es kommt zu einem ständigen Hin und Her: Roy fängt Dot, Dot kann sich befreien, alle anderen laufen hinterher. Man merkt, dass der Stoff nicht dick genug war für zehn ganze Folgen. Doch wenigstens zum Finale hin wurde sich noch was aufgespart, um die Geschichte ordentlich zuzunähen.

Ziemlich schmucklos wird zunächst der Oberschurke Roy abgefertigt, sodass am Ende nur noch ein loser Faden bleibt: Ole. Dieser taucht bei Dot zuhause auf, weil auch sie noch eine Rechnung offen haben (offene Rechnungen sind offenbar das Staffelthema). Auch Wayne - vielleicht die „Fargo“-igste „Fargo“-Figur in dieser Staffel - und Tochter Scotty (King) sind im Raum, als der mystische Killer die Tigerin erlegen will. Die Spannung, die hier zwischen naiv und monströs herrscht, ist genau das, was die Serie in ihren besten Zeiten ausmacht.

Dass die Lösung am Ende darin liegt, das Böse durch Nettigkeit zu besiegen, ist eine große Wette vonseiten Hawleys, die gegen alle Wahrscheinlichkeiten dennoch aufgeht. Ole kriegt zum ersten Mal seit Jahrhunderten etwas zum Essen, das mit Liebe zubereitet wurde, wodurch er vom Hass geheilt wird. Klingt kitschig und albern, wurde aber konsequent vorbereitet und geht daher auf. Dieses letzte kleine Wunder im Finale sorgt dafür, dass trotz des teils chaotischen Writing in der neuen Staffel am Ende ein guter Nachgeschmack bleibt.

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Vier von fünf Kekse geben wir insgesamt für die fünfte „Fargo“-Staffel. Oder eigentlich müssten es vielleicht Sandwiches sein, denn da vor allem der Anfang und das Ende positiv hervorstachen, während der Mittelteil etwas durchhing, haben wir es hier mit einem Sandwich zu tun, bei dem die Füllung etwas lasch war, aber immerhin das Brot verdammt knusprig. Vor allem freuen wir uns aber, dass „Fargo“ endlich wieder richtig Spaß gemacht hat, was man hauptsächlich Juno Temple in ihrer unvergesslichen Rolle als Dot „The Tiger“ Lyon anrechnen kann...

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